Am 4. Und 5. Mai 2024 finden in der Hl. Kreuzkirche die sog. „Gebetstage“ statt. Viele wissen nicht mehr, was es damit für eine Bewandtnis hat. Als Katholiken glauben wir, dass Jesus Christus in der heiligen Eucharistie voll und ganz, mit seiner Gottheit und Menschheit, real gegenwärtig ist. Deshalb betont das Zweite Vatikanische Konzil, dass die Eucharistie Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens ist. Meist ist der Tabernakel, der das Allerheiligste in sich birgt, geschlossen, sehr oft müssen heute sogar Kirchen außerhalb der Gottesdienste zugesperrt werden, wie z. B. in Niederlana der Fall ist.
Um den Herrn in seiner bleibenden Gegenwart gebührend zu verehren, entstanden ab dem 16. Jahrhundert weltweit in allen katholischen Kirchen einmal jährlich Gebetstage, an denen das Allerheiligste feierlich in der Monstranz ausgesetzt und die Gläubigen in Gruppen zur Anbetung eingeladen wurden. Dabei ist es das erste Ziel, diese Anbetung so weit als möglich auszudehnen, um beim Herrn zu sein. Ursprünglich sollten es, auf mehrere Tage verteilt, 40 Stunden sein, daher spricht man vom „Vierzigstündigen Gebet“. Um die durchgehende Präsenz von Betenden zu gewährleisten, wurden für jede Stunde andere Gruppen eingeteilt. An vielen Orten war und ist es teilweise bis heute üblich, das Vierzigstündige Gebet in der Faschingszeit, sozusagen als Gegenpol für das ausgelassene Treiben dieser Zeit, abzuhalten; die Stadtpfarre Meran hält bis heute an dieser Gewohnheit fest.
Auch in unserer 1950 neu errichteten Hl. Kreuzkirche wurden die „Gebetstage“ ursprünglich am Fastnachtssonntag abgehalten. Auf Wunsch vor allem der Jugend wurde diese in den 1970er Jahren auf den ersten Fastensonntag und etwa 20 Jahre später auf das Erntebitt- und Patroziniumsfest der Hl. Kreuzkirche am ersten Sonntag im Mai verlegt. Die lange Zeitspanne von 40 Stunden kann freilich nicht mehr gehalten werden; unsere Gebetstage wurden auf 5 Stunden (2 Stunden am Samstag und 3 Stunden am Sonntag) reduziert. Doch in dieser Zeit hat jede/r Gläubige die Möglichkeit, dem eucharistischen Herrn zu begegnen und/oder die Kraft Seiner liebenden Nähe neu zu entdecken. Die Anbetungsstunden enden jeweils um 18 Uhr mit einer inspirierenden Predigt.
Text und Bild: Veronika Margesin